Im Vorfeld wurden Fragebögen an die teilnehmenden Orchester versendet und Besonderheiten und Alleinstellungsmerkmale der Teilnehmer abgefragt. Die dadurch gewonnen amüsanten Erkenntnisse flossen in sehr unterhaltsamer Form in die Moderation der durchweg gut besuchten einzelnen Konzerte ein – einige kleine Kostproben werden in diesem Bericht noch folgen.
© (Red.)
In der prächtigen Stadthalle in Mülheim an der Ruhr fand am 3. und 4. Oktober 2025 das Landesmusikfest des BDZ NRW in Verbindung mit den Mülheimer Zupfmusik-Festival und dem Jugend-Zupf-Treffen statt.
© Juana Keinemann: Das Moderationsteam Loreley Schenk und Mark Stecken
Die Mitglieder des vor Ort ansässigen Mülheimer Zupforchesters sorgten mit Unterstützung des Vorstandes des BDZ NRW für eine reibungslose Planung und Koordination, bei der keine Fragen offenblieben. Zwar wären teilweise weitere Räumlichkeiten zum Einspielen der jeweils teilnehmenden Orchester wünschenswert gewesen, um nicht auf umliegende Schulen ausweichen zu müssen, jedoch ließen die örtlichen Gegebenheiten diese Alternative leider nicht zu.
Mark Stecken und Loreley Schenk führten das Publikum mittels eines jeweiligen Dialoges in charmanter Weise durch jedes einzelne Konzert und konnten dadurch auch die erforderlichen Umbauarbeiten auf der Bühne zwischen den Auftritten der einzelnen Orchester kurzweilig überbrücken.
Das Festival startete am 03.10. um 10:30 Uhr mit der Eröffnungs-Matinée, in der bereits die volle Bandbreite der Zupfmusik in Form von klassischer bis virtuos-zeitgenössischer Orchesterliteratur durch Jung und Alt dargeboten wurde.
Bildnachweis: https://www.zupfmusik-festival.de/teilnehmende-orchester/vereinsorchester/muelheimer-zupforchester-mzo/
Unter der Leitung von Michael Braun eröffnete das erst 2022 gegründete Jugend-Ensemble Lots of Strings das Konzert mit einem Durchschnittsalter von gerade einmal 10 Jahren und überzeugte die Zuhörer mit einer ausgewogenen und homogenen Aufführung mehrerer kurzen Werke: Let’s go forward von Pieter van der Staak, Bransle de Montirande von Michael Praetorius, arretiert durch Michael Esch, He’s a pirate von Klaus Badelt und Hans Zimmer, dem Englischen Tanz von Elke Tober-Vogtoder dem Stück The Wellerman, arrangiert durch Juana Keinemann.
© Juana Keinemann: Wittener MGO 1929
© Juana Keinemann. Iain Lennon
Das Mülheimer Zupforchester unter der Leitung von Karsten Richter, der für den kurzfristig erkrankten Dirigenten Dominik Hackner einsprang, präsentierte mit einer perfekten Dynamik die in vielen Orchestern bekannte Münchner Residenzmusik von Rudolf Lück, gefühlvoll die Canzona und Fantasia von Marcel Wengler und sehr ausdrucksstark das Stück Antiche Danze ed Arie von Ottarino Respighi.
Der erfahrene und vielseitige Mandolinensolist und Musikpädagoge Iain Lennon bewies mit der Aufführung des von Jürg Kindle anspruchsvoll und zeitgenössisch komponierten Satzes Hephaistos (Anm.: Gott des Feuers, der Schmiedekunst und der Vulkane aus der griechischen Mythologie) aus dem Stück „Mandopolis“ – 12 Fantasien für Scordatura Mandoline, dass ein Instrument auch während des Spiels nahtlos und ohne Unterbrechung in eine andere Tonart umge stimmt werden kann.
Das Wittener Mandolinen- und Gitarrenorchester 1929 unter der Leitung von Reinhard Busch schloss die Eröffnungs-Matinée ab mit dem Trio D-Dur von Giovanni Battista Cedronio in einer Bearbeitung von Reiner Stutz – stilecht mit einem als Basso continuo eingesetztem Cembalo und einer fein akzentuierten Spielweise – gefolgt von dem stimmungsvollen und sowohl melodische als auch zeitgenössische sowie Jazz-Style-Passagen enthaltenden Stück Ceciliana von Claudio Mandonico.
Gitarrenform, Backformen, Blöcke, Stifte, Socken oder was auch immer!
© (Red.) Schülerband „Raining-Stardust“
Sowohl in der sich anschließenden Mittagspause als auch in den weiteren Pausen des Festivals konnten sich die Teilnehmer in der Cafeteria mit reichlich angebotenen Snacks und Getränken stärken – jeweils untermalt von den Schülerbands NoName, still unBEATable und Raining-Stardust.
© Juana Keinemann: PAN-Verlag
© Juana Keinemann: Joachim-Trekel-Musikver-
© Juana Keinemann: Instrumentenausstellung
lag
Bereichert wurde das Festival ebenso durch eine große Instrumentenausstellung, in der gleich die Instrumente von sage und schreiben acht (!) Instrumentenbauern begutachtet, probe gespielt und erworben werden konnten. Es waren vertreten:
- Gitarrenbau Markus Dietrich samt Mandolinen
- Mandolinenbau Elmar Geilen
- Gitarrenbauwerkstatt Hermann Gräfe
- Zupfinstrumentenbau Bruni Jacob
- Mérida Gitarren Musik Lenz
- Gitarrenbau Katharina Wolff
- Zupfinstrumentenbau KG Wünsche (Knorr-Mandolinen)
- Zupfinstrumentenbau Peter Ziegler
Wie es sich für ein Zupfertreffen gehört, warenselbstverständlich auch der PAN-Verlag und der Joachim-rekel Musikverlag mit ihrem umfangreichen Repertoire vertreten.
Für Zupfer immer wieder eine Freude, in den zahlreich angebotenen Noten und Zubehörartikeln zu stöbern und immer wieder etwas Neues zu entdecken. So konnten auch individuelle Fragen zum
Niveau und zur Spielbarkeit der angebotenen No-
ten beantwortet werden.
Beeindruckend ist auch immer wieder, welche Zubehörgegenstände mit Zupfmusik in Verbindung
gebracht werden können. Sei es Pfannenwender in
Am frühen Nachmittag konnten interessierte Festivalteilnehmer am von Iain Lennon geleiteten Mitmach-Workshop „Dirigieren für Anfänger“ teilnehmen und die ersten Grundlagen des Dirigats erfahren und sogleich am sehr gut auf das jeweilige Dirigat reagierende Versuchsorchester ausprobieren.
© Juana Keinemann: Instrumentenausstellung
Eine größere Auswahl an Instrumenten einschließlich der Möglichkeit eines direkten Vergleichs wird sich nur selten bieten.
Dabei konnten die Teilnehmer erst in der Gruppe die ersten Bewegungen des Dirigats einstudieren und daran anschließend jeder einzelne alleine vor dem Versuchsorchester – schon eine ganz andere Herausforderung, so alleine vor einem Orchester zu stehen und den Taktstock zu schwingen!
© Juana Keinemann: Workshop Fördermittel
© Juana Keinemann: Kinder- und Jugendbereich
Über das für Orchester immer wichtige Thema „Wo erhalte ich Fördermittel?“ referierte sodann Karsten Richter im entsprechenden Info-Workshop.
Auch der eigens eingerichtete Kinder- und Jugendbereich mit diversen Unterhaltsangeboten – geleitet von Lea Busch und Cedric Meysing – fand regen Zuspruch und für die Bastelangebote konnten sich selbst ältere, aber gleichwohl noch jung gebliebene Zupfer begeistern.
Unter der Rubrik „Vivaldi meets Coldplay“ stand um 14:30 Uhr bereits das nächste Konzert an.
Zur Eröffnung spielte das Gitarrenensemble der Musikschule Mülheim an der Ruhr unter der
und einer im Michael-Jackson-Outfit stilgerecht verkleideten und agierenden Dirigentin.
Leitung von Andrea Grüter.
Entgegen der Praxis in den vorherigen Proben schafften es diesmal sogar alle Spieler, mit Fußbank auf der Bühne zu erscheinen! Soweit also das Alleinstellungsmerkmal des Gitarrenensembles der Musikschule Mülheim an der Ruhr.
Die Gitarristen wussten sodann das Publikum zu begeistern mit Last Door Left von Jörn Michael Borner, mit Waiting For Love von Avicii (arr. Andrea Grüter) sowie mit Viva La Vida von Coldplay und dem abschließenden Gitmo-Rock von Friedrich Herweg.
© Juana Keinemann: Dirigier-Workshop
© Juana Keinemann: Gitarrenensemble Mülheim
Den Abschluss dieses Konzertes bildet die Mandolinenspielschar Myhl unter der Leitung von Martin Wallraven.
Als Alleinstellungsmerkmal konnten die Musiker zwar weder mit ihrem Durchschnittsalter von 48 Jahren noch mit ihrer Durchschnittsgröße von 1,78 m punkten, wohl aber mit ihrem Vereinsnamen. In der Zupfmusikszene gibt es eine Vielzahl von Orchestern oder Ensembles, aber die Vereinigung unter der Bezeichnung „Spielschar“ dürfte ihresgleichen suchen.
Dass alte bekannte Ouvertüren mit ihren schönen
Die Juniorzupfer der Mandolinenspielschar Myhl unter der Leitung von Valeria Henschke übernahmen mit einem Durchschnittsalter von 12 Jahren und einem Gesamtgewicht unterhalb von 500 kg.
elegischen Tremolopassagen und brillanten und perlenden Läufen quer durch alle Stimmen nach wie vor ihre Existenzberechtigung in der Orchesterliteratur haben, zeigten die Musiker eindrucksvoll und harmonisch mit L’étoile du Bonheur von Guiseppe Frendo. Mit starken Einlagen der Percussionisten ging es dann modern weiter mit Viva la vida von Coldplay (arr.. Martin Wallraven).
Dieses musikalische Leichtgewicht präsentierte dann aber sehr souverän den 2. Satz (Andante) aus dem Konzert G-Dur (RV 532) für zwei Mandolinen und Orchester von Antonio Vivaldi (bearb.: Rob von Teseling) und schlug mit Comptine d’un Autre été von Yann Thiersen und Nessaja von Peter Maffay (bearb.: Rainer Dettmer) den Bogen zur Unterhaltungsmusik.
Abschließend glänzten die Juniorzupfer mit Billie Jean von Michael Jackson (bearb.: Rainer Dettmer) unter Einsatz eines eBasses nebst Percussion
Den Schlußpunkt des Konzertes sollte die sowohl einfühlsame als auch fetzige Evergreen-Ballade Music (… was my first love) von John Miles (arr.: Ingo Brzoska) bilden. Doch angesichts einer überaus gelungenen Darbietung entließ das Publikum die Spielschar nicht ohne eine Zugabe: einem Auszug aus Pirates of Zimmer von Hans Zimmer (bearb. Valdo Preema), allen bekannt aus dem Kinofilm „Fluch der Karibik“.
mit sauberem und klarem, allerdings auch recht bravem Spiel. Letzteres war augenscheinlich auf den krankheitsbedingten Ausfall von Dominik Hackner als ursprünglich vorgesehener Dirigent und dem auf Sicherheit bedachten Vertretungsdirigat zurückzuführen. Mit ihrem glasklar perlenden Spiel zeigte Antonia Platzdasch jedoch, dass auch das über Jahrzehnte in der Orchesterliteratur vorhandene Solokonzert von Herbert Baumann immer wieder seine Existenzberechtigung hat und eine solistische Bereicherung eines jeden Konzertes ist: solistisch virtuos, moderat modern und immer wieder schön und eingängig zu hören!
© Juana Keinemann: Workshop Improvisation
Nach der Kaffeepause zeigte Iain Lennon zahlreichen Teilnehmern des Mitmach-Workshops „Freies Spiel und Improvisieren“ entsprechende Grundlagen und dafür erforderliche und/oder nützliche Spieltechniken.
Das abendliche Festkonzert ab 19 Uhr begann zunächst mit einem schönen und netten Grußwort des Bürgermeisters der Stadt Mülheim, Marc Buchholz, sowie der Festivalleitung, bestehend aus Karsten Richter als Präsident des BDZ NRW und der sichtlich emotional bewegten Silke Schenk als Vorsitzende des Mülheimer Zupforchesters.
Die Eröffnung des Festkonzerts übernahm das Mülheimer Zupforchester – wieder vertretungsweise unter der souveränen Leitung von Karsten Richter und mit einer „Gesamt-Fußlänge“ von 14,7 m als Alleinstellungsmerkmal. Noch gut aufgewärmt und aufeinander eingespielt von dem morgendlichen Auftritt ging es in beeindruckender Weise los mit Canarios, einer Komposition von Keith David Harris frei nach Gaspar Sanz, gefolgt von der tollen melodiösen und mit markanten rhythmischen und zeitgenössischen Effekten über zeugenden Uraufführung Molecular Miniatures op. 75 für Zupforchester von Dominik Hackner – einer klaren Empfehlung für die künftige Orchesterliteratur in der Zupferszene!
Beim anschließenden Concerto capriccioso für Solo-Mandoline und Zupforchester von Herbert Baumann glänzte die Solistin Antonia Platzdasch
Es folgte das Gitarrenensemble Rheine unter der Leitung von Anja Korthaneberg mit der akuraten und ausgewogenen Canzona (seconda) von Giovanni Gabrieli (bearb.: Ingo Brzoska), dem gefühlvollen Rosinkes met Mandelen von Abraham Goldfaden (bearb.: Ingo Brzoska) und dem Cantabile von Edson Lops mit einem schönen sonorigen Klang dank des Einsatzes einer Bassgitarre. Träumend schön ging es weiter mit Nebulae von Olga Amelkina-Vera und endete schwingend mit dem Walzer Nr. 2 von Dmitri Schostakowitsch.
Den Abschluss des freitagabendlichen Festkonzertes bildete eine Kooperation des LandesZupfOrchesters Nordrhein-Westfalen „fidium concentus“ mit dem ZupfOrchester Rheinland-Pfalz unter der Leitung von José Antonio Zambrano Rivas.
Das Gemeinschaftsorchester startete schwungvoll und in technischer Perfektion mit dem Danse Macabre von Camille Saint-Saents (bearb. Christopher Grafschmidt) und zeigte auch in den Sätzen Hymne au Village Céleste und Dénouement aus A Baker’s Tale von Davis Jason Snow, wie synchron einzelne Stimmen in einem großen Orchester spielen können.
© Juana Keinemann: Kinder-Zupfensemble Essen
Die 6 Kinder im Alter von 6 bis 11 Jahren des Kinder-Zupfensembles der Folkwangmusikschule Essen unter der Leitung von Peter Jonen starteten das morgendliche Eröffnungskonzert mit einem bunten Blumenstrauß bekannter und moderner Stücke – überzeugend und mit voller Konzentration dargeboten: We will rock you von Brain May, Cornflakes von Marco Schmidt, Get that Jazz von Felix Janosa,
Nach dem themenreichen und bewegten Azúcar von José Antonio Zambrano Rivas griff der Komponist und musikalische Leiter des Gemeinschaftsorchester zu einer das Orchester begleitende venezolanischen Cuatro und beschloss das Festivalkonzert mit dem traditionellen und von ihm bearbeiteten Stück La Bikina mit südamerikanischem und temperamentvollem Flair. Kein Wunder, dass die beiden Orchester nicht ohne Zu-
Hejo spann den Wagen an (trad.) mit schöner wohlklingender Tonbildung und jedem aus dem Film „Madagascar“ bekannten und dort von King Julien gesungenen I like to move it von Erick Mogabe in den ausklingenden Abend entlassen wurden.
rillo.
Ein gelungener Auftritt des Kinder-Zupfensembles mit eingängigen und schönen Stücken!
© Juana Keinemann: Moderationsteam Loreley
Schenk und Mark Stecken
© Juana Keinemann: MO „Harmonie“ Dinslaken
Der Samstag, der 04.10.2024, startete als zweiter Festivaltag mit der bereits vom Vortag bekannt charmanten Moderation von Mark Stecken und Loreley Schenk und dem Konzert „Song And Dances“.
Das Mandolinenorchester „Harmonie“ Dinslaken-Barmingholten mit „gesellig ambitionierten“ Spielern zwischen 15 und 88 (!) Jahren unter der bekannt-bewährten Leitung von Michael Jakob führte den Faden der „Gute-Laune-Musik“ nahtlos weiter mit Celtic fairies von Bruno Szordikowski und bot die einzelnen Sätze frisch bewegt und mit überzeugender Spielfreude dar. Diese leitete nahtlos über in die Danza Luisa von Bernd Steinmann mit einer darin enthaltenen flotten Rumba, einer elegischen Concionetta und einem mit grollendem Bass einleitenden temperamentvollen spanischen Vals. Dem Drängen der zahlreichen Zuhörer nach einer Zugabe kamen die Musiker mit dem traditionellen und von Michael Jakob arretiertem Bella Ciao gerne nach.
© (Red.) Stefanie Hackner und Monika Oester-
wind beim Workshop „ZupfZauber“
Nach der Mittagspause bot der Info-Workshop: ZupfZauber ist keine Zauberei vom Mülheimer
Zupforchester interessante Anregungen zur Nachwuchsgewinnung über ein städtisches Ferienportal. Die Dozentinnen Stefanie Hackner und Mo
© Juana Keinemann: SZO „altra volta“
nika Oesterwind referieren aus eigener Erfahrung, wie ein solcher Kinderferienworkshop gestaltet und den Kindern Freude an der Zupfmusik vermittelt werden kann, damit diese auch weiterhin in einem Unterricht oder in einer Gruppe musizieren wollen. Das A und O jedes Orchesters, das auf Nachwuchs bedacht ist!
Das SeniorenZupforchester NRW (SZO) „altra volta“ unter der Leitung von Maxim Lysov leitete mit Entree und Springtanz von Michael Praetorius (bearb.: M. & M.A. Wiesenekker) schwungvollüber in das besinnliche und sehnsuchtsvolle Ständchen (Serenade) D 957 Nr. 4 von Franz Schubert (bearb.: Valdo Preema). Mit dem wunderschönen romantischen und zum Träumen verleitenden Walzer Yurubi von José Antonio Zambrano Rivas ging es weiter zu den Sätzen Andante Melanconico und dem schwungvollen Allegro con brio aus dem zur Jahreszeit passenden Indian Summer von Klaus Schindler.
Und natürlich – wer das SZO „altra volta“ bereits mehrfach gesehen und gehört hatte und die unverkennbaren Anzeichen wie etwa die kaktusgrünen Notenmappen und die individuellen Anstecker an den Revers der einzelnen Spieler zu deuten wusste – verabschiedete sich das SZO mit „seinem“ Evergreen: Mein kleiner grüner Kaktus von Max Raabe, gespielt vom SZO und gesungen von Maxim Lysov!
© Juana Keinemann: Workshop Nachwuchs
Auch Jeanette Mozos del Campo bot mit ihrem sich anschließenden Info-Workshop „Wie finden wir Nachwuchs für unser Orchester?“ interessante Ansätze, wie und wo sich Aufmerksamkeit für Zupfinstrumente erzeugen lässt, wie sich Kontakt zu den Eltern potentieller Schüler herstellen lässt wie etwa über einen Tag der offenen Tür oder über verschiedene Konzert-Modelle, wie man solche Maßnahmen angeht und wie und wo man Hilfe und Unterstützung erhalten kann.
In dem Nachmittagskonzert „Händel, Debussy und Glass“ ging es dann schwerpunktmäßig um barocke bis moderne Musik:
nem Durchschnittsalter von 12,7 Jahren sehr junge Juniorzupforchester NRW unter der Leitung von Peter Jonen bot bereits bei seinem Auftritt mit rd. 30 Spielern und sage und schreibe 3 Kontrabässen einen imposanten Anblick.
Das Alleinstellungsmerkmal dieses Orchesters: rund 1/3 seiner Spieler kann mit den Ohren wa-
ckeln!
Von einem Wackeln in musikalischer Hinsicht war allerdings weder bei dem ersten Stück Klangfarben von Franziska Henke noch bei dem folgenden romantischen Kassiopeia von Urmas Sisak rein gar nichts zu spüren. Das Orchester folgte exakt und homogen den Anweisungen des Dirigenten.
©: Juana Keinemann: MO Jülich-Koslar
Das Mandolinen-Orchester Rurtal 1928 Jülich
Auch das Allegretto con moto aus dem Indian Summer von Klaus Schindler präsentierten die jungen Zupfer souverän und verabschiedeten sich mit einer überzeugenden und manchen Erwachsenenorchestern in nichts nachstehender Auffüh
Koslar e.V. unter der Leitung ihrer jungen, aber überaus überzeugenden und souveränen Dirigentin Anna Burova startete akzentuiert und präzise mit Battalia von Heinrich Ignaz Biber. Bei dem folgenden anspruchsvollen Gollywog’s Cakewalk von Claude Debussy vermochte die Dirigentin die einzelnen Stimmen im perfekten Gegensatz zueinander in Szene zu setzen. Danach interpretierten die Zupfer die Melodiebögen in dem Stück Tanti Anni Prima von Astor Piazolla auf wunderschöne rung des Inspector Clouseau Theme von Henry Mancini (bearb.: Robert Longfeld).
Kompliment an dieses junge und große Orchester für den ersten Auftritt nach sehr langer Zeit in völlig neuer Besetzung! Das macht Lust auf mehr!
Art und Weise und verabschiedeten sich temperamentvoll mit der Danza Cubana von Dominik Hackner.
© Juana Keinemann: BZO Dortmund
Das BezirksZupfOrchester Dortmund unter der Leitung von Reinhard Busch und Saily Schulte-Maredo trat sodann nicht in der klassischen Orchesterform auf, sondern in einem einzigen Halbkreis und die einzelnen Stimmen auch noch jeweils etwas voneinander räumlich getrennt. Eine für kleinere Orchester und Ensembles interessante
letzten hinteren Seite der Partitur – vom Dirigenten zum Amüsement der Orchesterteilnehmer
und durchaus empfehlenswerte Auftrittsvariante, bei der die einzelnen Stimmen sehr gut zur Geltung kommen. Davon konnten sich die Zuhörer bei der sehr sauberen und facettenreichen Interpretation des Concerto a più isttrumenti, op. VI, 4 von Evaristo Felice Dall’Abaco (bearb.: Reinhard Busch) durchaus überzeugen. Ebenso wurden die Sätze Polka… miseria!, La Ballata degli spilli und Quadriglia diabolica aus der anspruchsvollen Suite Immaginaria von Gianluca Fortino energisch und mit feiner Spieltechnik dargeboten. Ein exzellenter Abschluss und Höhepunkt des Nachmittagskonzerts!
nicht bemerkt – noch ein Finale befindet. Nach allgemeiner Heiterkeit und das Finale natürlich nachholend entließ Maxim Lysov die Teilnehmer schließlich mit der Rêverie de Poète von Giuseppe Manente (bearb. Dominik Hackner) in die weitere Verschnaufpause vor dem abendlichen Abschlusskonzert.
© Juana Keinemann: JZO NRW
Im abendlichen Festival-Abschlusskonzert startete das JugendZupfOrchester NRW unter der Leitung von Luke Pan mit einem Durchschnittsalter von 21 Jahren und mit dem recht langen Orchesterquartett in F-Dur von Carl Stamitz (bearb.: Marga Wilden-Hüsgen) – nicht zu verwechseln mit dem in vielen Orchestern altbekannten Orchesterquartett in C-Dur von Stamitz. Das JZO präsentierte das Stück über alle Sätze hinweg mit erfrischender Klarheit und einer perfekten Spielweise. Einfühlsam und dem musikalisch hohen Niveau des JZO eher entsprechend folgten mit viel Spielfreude die Rumänischen Volkstänze von Béla Bartók.
Das nach der Kaffeepause stattfindende Festival-Projektorchester sollte ursprünglich von Dominik Hackner geleitet werden. Aufgrund dessen kurzfristiger Erkrankung übernahm Maxim Lysov stellvertretend die Leitung. Die zahlreichen aus den verschiedensten Orchestern kommenden Teilnehmer konnten sich die aufgelegten Noten bereits zu Hause dank eines Links auf der Festivalhomepage herunterladen, zu Hause ausdrucken und vorab anschauen. In der öffentlichen als Workshop ausgestalteten Probe führte Maxim Lysov diese Bemühungen bei dem lebhaften El Fuego Brillante op. 70 von Dominik Hackner rasch und gekonnt mit genauen Vorstellungen einzelner Passagen zusammen.
Durch das folgende und aus mehreren Sätzen bestehende Stück Hellas von Aris Alexandros Blettenberg mit seinen teilweisen ungewohnten Rhythmen und Taktarten wusste sich der Dirigent gut zu retten und überzeugte die Teilnehmer dank seines professionellen Dirigats, dass auch der letzte Satz eines Stückes genau dann zu Ende ist, wenn er es mit dem Taktstock angibt – auch wenn sich auf der
Das aus den Niederlanden angereiste Mandoline–Ensemble „The Strings“ unter der Leitung von Annemie Hermans wusste zunächst mit virtuosen Solo-Passagen der langjährigen Konzertmeisterin Annemie Hermans im Quartetto la maggiore von Francesco G. Giuliani (bearb.: Marga Wilden-Hüsgen) zu überzeugen. Leicht melancholisch und mit einem schön gestrichenem Kontrabaß sowie mit akzentuierten Mandola- und Gitarrenpassagenging es mit Petite promenade à Marseille von Francesco Civitareale auf einen kleinen Spaziergang durch die verschiedenen Stadtviertel von Marseille mit ihren jeweiligen kulturellen Besonderheiten. Dem sich anschließenden sehr an-
ter, den netten und sympathischen Menschen, denen man in der Zupferszene wieder einmal begegnen durfte, dem ganzen Drumherum mit schönen Instrumenten, vielen Noten samt Zubehör und vielen Gelegenheiten, alte Bekanntschaften wieder aufzufrischen oder neue zu knüpfen.
Allen Beteiligten, die dieses Musikfest zu einem besonderen Erfolg haben werden lassen, gleich ob vor oder hinter den Kulissen, sei herzlich gedankt!
spruchsvollen und sehr zeitgenössischem, gleichwohl gekonnt dargebotenen Werk Sadoc von Juan Carlos Munoz hätte eine Erläuterung für die Zuhörer zum besseren Verständnis allerdings gutgetan.
Bildnachweis: https://www.zupfmusik-festival.de/teilnehmende
© Juana Keinemann: Grenzland-ZO Aachen
orchester/vereinsorchester/muelheimer-zupforchester-mzo/
Den Abschluss des Konzerts bildete das Grenzland-Zupforchester Aachen unter der Leitung von Josef Wieland mit dem die künftige Orchesterliteratur sicherlich bereichernden und von Da
Ein ganz besonders großer Dank gilt den Mitgliedern des vor Ort ansässigen Mülheimer Zupforchesters, die keine Mühen und keinen zeitlichen Aufwand gescheut haben, das Festival zu einem besonderen Event werden zu lassen.
vid Laheurte komponierten Mandoline Project – Romance métallique mit besinnlichen und fetzigen Momenten. Nach dem geheimnisvollen Remember the Forgotten von Franziska Henke endete das Konzert schließlich mit dem wunderschönen und abwechslungsreichen, aber anspruchsvollen Stück
Daintree von Richard Charlton, das den Daintree-
Dieses großartige Ereignis wird noch lange in Erinnerung bleiben und lässt viel Vorfreude auf das nächste „Groß-Event“ in Sachen Zupfmusik aufkommen: dem „BDZ eurofestival zupfmusik 2026“ vom 14. Mai bis zum 17. Mai 2026 in Bruchsal.
River im gleichnamigen Nationalpark in North Queensland in Australien eindrucksvoll beschreibt.
Anmerkung der Redaktion: die Festival-Homepage ist bis auf weiteres mit allen Informationen verfügbar unter:
Damit ging das Landesmusikfest des BDZ NRW in Verbindung mit dem Mülheimer Zupffestival 2025 und dem Jugend-Zupf-Treffen leider schon dem Ende zu. Nach einem vergnüglichen Ausklagen wünschte sich manch einer, dass das Festival durchaus noch einige Tage hätte dauern können so beeindruckt von der Vielzahl der tollen Orches-
Dort sind auch die Video-Mitschnitte der Konzerte auf den jeweiligen Konzertseiten einsortiert und können jederzeit angeschaut werden. Ein Besuch lohnt sich!
(Red.)